Liedersommer gegen Faschismus und Krieg

Zum Linken Liedersommer

Voller Neugier bin ich am 21. Juni auf die Waldeck zum „Linken Liedersommer“ gefahren: schließlich war ein Kulturseminar in der Tradition der Festivals an diesem Ort angekündigt worden. Mit den rund 130 Teilnehmern wollte ich über linke Kulturpolitik diskutieren, Neues hören und sehen.
Ich erlebte anregende Stunden – bis es schließlich zu einem Eklat kam, der mich nachhaltig schockiert. Den Auftritt der Band „Die Bandbreite“ erlebte ich als Provokation, als Angriff auf die Ideale, denen die Waldeck seit Jahrzehnten verbunden ist.

Zunächst ließ sich auch alles meinen Erwartungen gemäß an. Das Seminar begann am Abend des Freitag mit dem Waldeck-Film, der auf großes Interesse stieß und danach wurde in alter Waldeck-Tradition gemeinsam am Feuer gesungen.

Am Samstag Vormittag nahm ich am Workshop zur Geschichte des politischen Liedes in Deutschland teil Kai Degenharxdt referierte äußerst kenntnisreich und stellte den Zusammenhang zwischen demokratischen Bewegungen und politischem Lied her.
Auch meinen zweiten Workshop, bei dem Ulli Holzhausen und Matthias Leßmeister Lieder von Franz-Josef Degenhardt vortrugen und dessen Bedeutung für die deutsche Literatur heraus arbeiteten, fand ich spannend und ausgezeichnet.

Ich fand es schade, dass die anderen sechs Workshops wegen der zeitlichen Überschneidungen ohne mich statt fanden.

Mit entsprechend hohen Erwartungen sah deshalb dem Abendkonzert entgegen.

Einigermaßen überrascht hat mich dann die Ankündigung der mit veranstaltenden Rosa-Luxemburg-Stiftung, sich zurück zu ziehen, falls die Duisburger Band „Die Bandbreite“ auftreten sollte. Begründet wurde dies damit, dass diese Gruppe die Hymne für die ultrarechte Partei „Neue Mitte“ komponiert und eingespielt habe.

„Die Bandbreite“ war zwar schon ein Mal auf der Waldeck bei unserem Liederfest dabei, aber ich erinnerte mich nur noch an ein Lied über den Verfall der Stadt Duisburg. Allerdings gab es damals schon Auseinandersetzungen innerhalb der Zuhörerschaft, die ich aber nicht so genau verfolgt hatte.

Zurück zum „Linken Liedersommer“. Die Erklärung der Rosa-Luxemburg-Stiftung ging ins Leere. „Die Bandbreite“ konnte aufspielen.
Beim Zuhören beschlichen mich bald dann erhebliche Zweifel hinsichtlich des Inhalts: die platte Verschwörungstheorie, nine-eleven sei von den USA selbst inszeniert worden, um Kriegsvorwände zu schaffen, ebenso hätten sie Pearl-Harbour selbst angegriffen, um einen Vorwand für das Eingreifen in den zweiten Weltkrieg zu schaffen. Als ob es damals nicht um den Kampf der Alliierten gegen den Faschismus gegangen wäre! Und dann wird den US-Amerikanern nachgesagt, Vorbild dieses Vorgehens sei der Reichstagsbrand – womit der Faschismus nochmals deutlich relativiert wird.
Und diese Leute wurden als „linke Band“ eingeführt!

Wieder daheim, habe ich einen halben Tag im Internet verbracht, Texte gelesen, mich mit der Auseinandersetzung um diese Gruppe befasst. So erfuhr ich, dass die Bandbreite der gleichnamigen Band von Auftritten beim UZ-Pressefest bis zu solchen bei rechten Parteiveranstaltungen in der Schweiz und einem Interview des Sängers der Band mit der „Jungen Freiheit“, einem ultrarechten Blatt, reicht.
Bemerkenswert fand ich auch, dass ich beim Surfen zweimal auf rechtsextremistischen Seiten landete, wo mit der „Bandbreite“ (Lied: Die Mafia“ für deren Ziele geworben wurde.

Für ein besonders frauenfeindliches Lied mit dem Titel „Eingelocht“ hat sich die Band zwar auf ihrer Web-Site entschuldigt. Doch die CD ist nach wie vor im Handel. Der Text ist so widerlich, dass der „Bandbreite“ Nachsicht und Entschuldigung versagen muss.

„Sage mir, mir wem du gehst und ich sage dir, wer du bist!“ war ein Sprichwort meiner Mutter und ich finde, so unrecht hatte sie nicht.

Ich finde es gut, dass der Linke Liedersommer auf der Waldeck stattfindet. Die Texte dieser Gruppe sind allerdings meines Erachtens nicht mit der Waldeck-Tradition und den von uns vertretenen Werten vereinbar. Sie sind jenseits unserer Bandbreite, ja sie sind gegen uns gerichtet.

Irm Cipa
Mitglied der
Arbeitsgemeinschaft Burg Waldeck

 

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